Fühlst du dich auch manchmal überfordert? Als wäre dir alles zu viel, zu grell, zu laut? Ein genervter Blick oder eine unharmonische Stimmung im Raum und es scheint, als würde die eigene Welt zusammen brechen. Einkaufszentren, Menschenmengen, Shoppingtouren stellen kein inspirierendes Erlebnis dar, sondern eher ein Martyrium.

 

Ich kam zum ersten Mal mit dem Begriff Hochsensibilität in Kontakt, und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Zum ersten Mal spürte ich, dass mich jemand versteht oder erklären konnte, was ich fühle und was in mir los ist, wenn ich mich wieder voller Überforderung der Mehrheit anpassen wollte. Endlich gab es da eine Bezeichnung für das, was ich seit Jahren weg drückte, überspielte oder sogar gänzlich überwinden wollte. Es war wie ein Befreiungsschlag, denn ich konnte mich selbst dadurch besser kennen lernen.

Normale Alltagssituationen, die für meine Freunde und Familie vollkommen normal und unspektakulär waren, ließen mich in vollkommenen Stress, in Unruhe, bis hin zur Panikattacke verfallen. Und immer verurteilte ich mich, dafür dass ich wieder so labil und sensibel, so schnell überfordert sei. Ich konnte ja nicht ahnen, dass meine Umgebung nur einen geringen Anteil von dem wahrnahm, was ich an Informationen verarbeitete.

Ich versuchte es jedoch immer wieder, mich besser zu konzentrieren, mich den Bedürfnissen der Mehrheit anzupassen, biss die Zähne zusammen und ließ manche Situationen über mich ergehen. Es lief oftmals eine zeitlang gut, doch in regelmäßigen und bestimmten Abständen kam es immer wieder zu Zusammenbrüchen und Panikanfällen. Kein Arzt konnte mir sagen, was mit mir los sei. Ich zog mich schließlich immer mehr zurück, denn das Anpassen gelang mir immer weniger.

 

Gleichzeitig konnte ich aber immer wieder an mir erkennen, wie gut ich in Menschen hineinfühlen konnte und ihnen treffsicher sagen, was sie brauchten. Ich stellte fest, dass ich oft genau das fühlte, was mein Gegenüber fühlte. Ich sah, wenn jemand nicht die Wahrheit sagte und nahm natürlich auch viele negative Stimmungen aus der Umgebung auf.

Ich begann, Veranstaltungen, Menschenmengen, Bahnfahrten, Flüge zu meiden. All das, was ich nicht einschätzen konnte. Doch das war nicht die Lösung. Ich verfiel laut Ärzteaussagen in eine Art Depression. Fühlte mich, wie schon immer, fehl am Platz, auf dieser Welt, in der die Menschen laut waren, unsensibel und oft rüpelhaft. Viele Psychotherapien halfen mir für einen kurzen Moment, doch keiner erzählte mir, dass es sein kann, dass ich zu viel Informationen in meiner Wahrnehmung aufnehme. Es wurde auf die Hormone geschoben, auf eine Psychose, meine Gehirnwellen untersucht, über alles Mögliche spekuliert, und am Ende die Diagnose ADS. Hätte ich nicht auf mein Gefühl gehört, weiter zu forschen, stünde ich heute unter Antidepressiva oder Ritalin.

 

Sieht sich jemand hier wieder?

 

1997 prägte die Psychologin Elaine Aron den Begriff “High sensitive Person” Auch

C.G. Jung beschäftigte sich schon in seinen Studien mit der ungewöhnlichen Erscheinung der erhöhten Sensitivität mancher Menschen.

Doch bis jetzt schien es, als wäre diese besondere Ausprägung eher ein Fluch als ein Segen.

Ich möchte erst einmal erklären, was es mit der ausgeprägten Form des Fühlens auf sich hat.

Personen, die hochsensibel sind, nehmen nicht wirklich mehr Informationen aus der Umgebung auf. Es werden eher weniger Sinneseindrücke aus der Wahrnehmung herausgefiltert. Deshalb findet im Alltäglichen eine permanente Reizüberflutung statt. Wenn man hierzu noch sehr empathisch ist, eine emotionale Sensitivität hat, können diese Personen andere Menschen ausgeprägt fühlen und fast schon “lesen”. Diese sind besonders begabt in Hellsichtigkeit. Medialität und allen paranormalen Fähigkeiten. Deshalb sind sie meist in heilerischen Berufen tätig oder daran interessiert. Diese Gabe wird von den Betroffenen am Anfang meist als unangenehm, unheimlich oder sogar peinlich angesehen und deshalb verborgen. Man sieht diese Gabe eher als Fluch statt als Segen.

Doch sind es genau diese Gaben, die eine wunderbare Basis für einen erfolgreichen Coach, Therapeuten, Heiler oder Berater darstellen.

Natürlich müssen diese Personen ihr Leben dementsprechend anpassen und ihre Fähigkeit erkennen, kennen lernen und schulen. Informationen differenzieren lernen und einordnen, dass es vom Chaos zur Struktur kommt.

Sie passen sich entweder der Gesellschaft an, nehmen Medikamente, um es “auszuhalten” und sich zu betäuben, oder sie passen ihr Leben diesen Umständen an und leben ihre Gabe als ein Geschenk, das sie hier her auf die Erde mitbekommen haben.

 

Deshalb möchte ich gerade in diesem Bereich aufklären und den Menschen eine andere Sichtweise über dieses Phänomen  aufzeigen. Immer mehr Kindern wird Ritalin verschrieben, weil sie als auffällig gelten. Doch sollte auch hier diese Auffälligkeit von mehreren Seiten betrachtet werden. Die Menschen dürfen anfangen, sich und ihre Andersartigkeit mehr kennen zu lernen und zu verstehen. Dann wird das Leben in dieser Sensitivität einfach wunderbar.

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